Schon seit dem 3. Jahrhundert sind ersten Zeugnisse des asymmetrischen Bogens (Yumi) in Japan überliefert. Das Bogenschießen wurde in höfischer Praxis, in kultischen Zusammenhang, aber auch im Mittelalter in vielen kriegerischen Auseinandersetzungen in einer Vielzahl von Techniken bis heute praktiziert und ist somit die älteste Form des traditionellen BuDo („Weg des Kriegers“, Oberbegriff für die japanischen Kriegskünste).
Die historischen Formen des Schießens mit dem japanischen Bogen wird in einer Anzahl von Schießformen für Training, Wettkampf, Prüfung und Zeremonie noch vereinzelt angewandt:
Toshiya bzw. Enteki sind Formen des Weitschießens auf 120 oder die noch heute häufig praktizierten 60 m. Auch kriegerische und zeremonielle Schießformen werden in einigen wenigen Dojos in Japan von fortgeschrittenen Schützen geübt, dabei geht es technisch gesehen vor allem um das Schiessen im Kniestand (Warihiza) und, evtl. mit Rüstung, das Kooperieren in bewegter Formation und die spezifische Schießtechnik für Kazuya (historische Form des Schnellschießens, Erzeugen eines „Pfeilhagels“) und Koshiya (gezieltes, durchschlagendes Schiessen auf kürzere Distanzen (bis 28 m) aus dem Hüftköcher mit traditioneller Rüstung), Yabusame (Bogenschießen vom Pferd auf kurze Distanz auf einer geraden Bahn, meist neben einem Shinto-Schrein), Kasa-gake (berittenes Bogenschießen bis 20 m auf Ziele verschiedener Größe und Position)
Zeremonien zu verschiedenen Anlässen:
Sharei wie Jarei (Neujahrsschießen), Mochimato (3 Schützen, 3 Scheiben), Hitotsumato (3 Schützen, 1 Scheibe), Hikime (besonderer Pfeil mit Flötenkopf zur Geistervertreibung), Meigen (Glücksbringer durch Geräusche mit der Bogensehne). Bei einem Feuerritual (Saito-Goma) schießen die Bergmönche (Yamabushi), Anhänger des esoterischen Buddhismus der Shingon und Tendai Schulen mit ihren Bogen symbolisch in die vier Himmelsrichtungen um die bösen Geister zu vertreiben.
In der Heki-Schule des Kyudo wird bei der Einweihung eines Dojo vor einem dem Gott Hachiman errichteten Altar eine ähnliche Zeremonie vollzogen, nachdem der in ein Priestergewand gekleidete Meister der Schule magische Fingerfiguren, Mudras, in die Luft gezeichnet hat. Die ersten darauf folgenden Schüsse in der Übungshalle werden dann von ihm in zeremenieller Kleidung vollzogen (Shiho Gatame).